Daraufhin bekam der Kultursenator Druck vom Innensenator, dem diese ganzen Bunker unterstehen. Daher haben sich die Leute, als ihr Auto kaputt war oder eine Beule hatte, an den Innensenator gewandt und der hat sich dann sofort an den Kultursenator gewandt „Ihr müsst renovieren".
Also man hat damit gar nicht gerechnet, dass die Bilder langfristig bleiben werden. Die Dinger sollten eigentlich nach drei, vier, fünf Jahren wieder überstrichen werden.
Die dargestellte Geschichte von Gröpelingen endet mit dem Fries 1978, kurz bevor die Werft zumacht, in der damaligen Jetzt-Zeit. Du sagtest eben selbst, die Schließung ist schon angedeutet, daher war das damals hochaktuell. Wie aktuell ist es heute noch, für den Stadtteil?
Gar nicht! Der Stadtteil hat sich total gewandelt.
Die Bevölkerungsstruktur hat sich insofern stark gewandelt, dass eine Mehrheit türkische Migranten ist. Viele der Werftarbeiter von damals haben sich selbstständig gemacht. Es gab Leute, die drehten die Form für die Schiffsschrauben, die haben gesagt, „OK Schiffsschrauben brauchen wir immer, wir sind drei Leute, wir versuchen es einfach!" Sie haben sich selbstständig gemacht und kriegten Aufträge. Es gibt also nach wie vor sehr viel Schiffsbau, aber im Detail. Dann gibt es, da wo die AG-Weser früher war, ein riesen Einkaufszentrum. „Waterfront" nennt sich das, weil es halt am Wasser ist. Der Stadtteil hat sich gewandelt, hat aber nach wie vor eine große Arbeitslosigkeit.
Müsste man die Geschichte vielleicht jetzt weiterschreiben? Auf dem Bunker sind ja 100 Jahre Geschichte zu sehen, könnte man da nicht die nächsten 30 Jahre bildnerisch umsetzen?
Sie ist ja nicht mehr so signifikant wie eine solch große Werft, in der fast jeder Bewohner Gröpelingens gearbeitet hat, oder aus jeder Familie ein Mensch, ein Mitglied einer Familie bei AG-Weser gearbeitet hat. Das gibt es ja nicht mehr. Es gibt kleine Geschäfte, es gibt so kleine Zwei-Mann-, Drei-Mann-Betriebe. Was soll man daraus machen? Es ist nichts aufregendes mehr passiert.