Mailand im November 2009: auf einer Brücke stehen zwei Türme, konstruiert aus Baugerüsten und weißer Kunststoffplane. Einige Leute arbeiten auf den Türmen, andere geben Anweisungen von unten. Als es langsam dunkel wird, ist zu sehen, dass Suchscheinwerfer auf den Türmen ausprobiert werden, ein Soundcheck wird gemacht. Dann beginnt eine weitere Gruppe, Matten zwischen den Türmen auszubreiten und darüber eine Wand aus Plastikband zu spannen. Als gegen 19 Uhr das Tageslicht vollständig verschwunden ist und auch die Straßenlaternen abgedunkelt sind, beginnen die Suchscheinwerfer zu kreisen. Nun wird langsam klar worum es geht: eine Grenzsituation.
„Freedom Day. Berlin Milano 1989-2009"
eine Veranstaltung von Milano Immagina
Kuratoren von "La Zona - Zwischen den Türmen von Isola": MiCamera und Alessandra Cosi
Förderer: Deutsch-Italienische Handelskammer, Deutsches Generalkonsulat in Mailand, Goethe-Institut Mailand, Kulturministerium Lombardei
Hauptsponsor: Knauf
Offizieller Sponsor: Ballarini
Technische Sponsoren: DVDV Davide Vizzini Architetto, LAB. Laboratorio Arti Bovisa, Spazio Anni Luce, SIXPEOPLE.IT, BAGRA, The Photographers' Room, a2a
Die von FEHLSTELLE entworfenen Bauten gehörten zum „Freedom Day. Berlin Milano 1989-2009". In diesem Kontext stehend, sind sie den Berliner Grenztürmen nachempfunden. Aus dem Zusammenhang herausgelöst, lassen sich die Türme jedoch auch als Skulptur auf einer Brücke im Zentrum Mailands betrachten. Gleichzeitig seien die Türme unzugängliche Nachbauten eines in einen anderen Kontext gesetzten Abbildes, erklärt Johannes Döring. Die Cavalcavia Bussa wurde zu einem Bild von einer Grenze und dem durch Grenzen entstehenden Niemandsland: „La Zona".
Dementsprechend sei ursprünglich geplant gewesen, die beiden Türme erst einmal alleine auf das Publikum wirken zu lassen, erzählt Juergen Staack. Besonders abends hätte die Szenerie sehr an die Situation am Todesstreifen erinnert, da dann die Scheinwerfer auf den Türmen die gespenstische Atmosphäre der Grenze beschrieben hätte. Erst nach ein paar Tagen sollte die Installation ihrer zweiten Funktion zugeführt werden: der freie Raum zwischen den Türmen sollte zur Bühne für Performances verschiedener Künstlerinnen und Künstler werden, die „Suchscheinwerfer" der Beleuchtung dienen.
Die Kuratoren hatten der Künstlergruppe FEHLSTELLE im Vorfeld auch verschiedene Ortsvorschläge in der Nähe der MiCamera-Galerie gemacht. Doch fiel die Wahl sehr schnell auf die Cavalcavia Bussa, so Thomas Neumann, die die Schneise überbrückt, die Gleise zwischen zwei Viertel der Stadt schlagen. Die Verbindung wird hauptsächlich von Fußgängern und Radfahrern genutzt, da der Autoverkehr nur per Einbahnstraße fließt. Der Parkplatz mitten auf der Überführung war als Aktionsfläche sehr geeignet. Thyra Schmidt bestätigt die starke Anziehung des Ortes auf die Mitglieder der FEHLSTELLE, da die Schneise der Gleise einerseits das Trennende betont, die Brücke andererseits als Methapher des Verbindenden steht. Ein Ort also, der sich thematisch gut in den Kontext des Berliner Mauerfalls einbettet. Und der Bezug zur Umgebung ist ein weiteres wichtiges Merkmal der Arbeit von FEHLSTELLE. Darüber hinaus verweisst der flüchtige Charkter, das Ephemere ihrer Installation im öffentlichen Raum wiederum auf den kurzen historischen Moment vor zwanzig Jahren.