FEHLSTELLE:
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Mailand im November 2009: auf einer Brücke stehen zwei Türme, konstruiert aus Baugerüsten und weißer Kunststoffplane. Einige Leute arbeiten auf den Türmen, andere geben Anweisungen von unten. Als es langsam dunkel wird, ist zu sehen, dass Suchscheinwerfer auf den Türmen ausprobiert werden, ein Soundcheck wird gemacht. Dann beginnt eine weitere Gruppe, Matten zwischen den Türmen auszubreiten und darüber eine Wand aus Plastikband zu spannen. Als gegen 19 Uhr das Tageslicht vollständig verschwunden ist und auch die Straßenlaternen abgedunkelt sind, beginnen die Suchscheinwerfer zu kreisen. Nun wird langsam klar worum es geht: eine Grenzsituation.
„La Zona - Zwischen den Türmen von Isola"

Die Installation war eine der Veranstaltungen zum zwanzigjährigen Jubiläum des Mauerfalls im Rahmen des „Freedom Day. Berlin Milano 1989-2009" von Milano Immagina. Die deutsche Künstlergruppe FEHLSTELLE war von den Kuratoren der Photogalerie MiCamera und Alessandra Cosi  eingeladen worden. „La Zona" befand sich auf der Cavalcavia Bussa, einer Brücke über die Gleisanlagen des Bahnhofs Porta Garibaldi. Sie verbindet zwei durch die Gleisanlagen getrennte Viertel miteinander.
La Zona Edition
Installation: "La Zona", Mailand, 10. - 14. November 2009, FEHLSTELLE
(Photo der Edition)
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FEHLSTELLE

Die Düsseldorfer Künstlergruppe realisiert seit 2003 Projekte im öffentlichen Raum.

Schwerpunkte sind:
  • die Auseinandersetzung mit Bildern im Stadtraum
  • das Eingreifen in den öffentlichen Raum durch persönliche Inanspruchnahme
  • das Verschieben von Kontexten im Stadtbild

Künstlerinnen und Künstler:

Johannes Döring, Barbara Hilski, Thomas Neumann, Thyra Schmidt, Juergen Staack

http://www.fehlstelle.de/
„Freedom Day. Berlin Milano 1989-2009"

eine Veranstaltung von Milano Immagina
Kuratoren von "La Zona - Zwischen den Türmen von Isola": MiCamera und Alessandra Cosi
Förderer: Deutsch-Italienische Handelskammer, Deutsches Generalkonsulat in Mailand, Goethe-Institut Mailand, Kulturministerium Lombardei
Hauptsponsor: Knauf
Offizieller Sponsor: Ballarini
Technische Sponsoren: DVDV Davide Vizzini Architetto, LAB. Laboratorio Arti Bovisa, Spazio Anni Luce, SIXPEOPLE.IT, BAGRA, The Photographers' Room, a2a
Die von FEHLSTELLE entworfenen Bauten gehörten zum „Freedom Day. Berlin Milano 1989-2009". In diesem Kontext stehend, sind sie den Berliner Grenztürmen nachempfunden. Aus dem Zusammenhang herausgelöst, lassen sich die Türme jedoch auch als Skulptur auf einer Brücke im Zentrum Mailands betrachten. Gleichzeitig seien die Türme unzugängliche Nachbauten eines in einen anderen Kontext gesetzten Abbildes, erklärt Johannes Döring. Die Cavalcavia Bussa wurde zu einem Bild von einer Grenze und dem durch Grenzen entstehenden Niemandsland: „La Zona".

Dementsprechend sei ursprünglich geplant gewesen, die beiden Türme erst einmal alleine auf das Publikum wirken zu lassen, erzählt Juergen Staack. Besonders abends hätte die Szenerie sehr an die Situation am Todesstreifen erinnert, da dann die Scheinwerfer auf den Türmen die gespenstische Atmosphäre der Grenze beschrieben hätte. Erst nach ein paar Tagen sollte die Installation ihrer zweiten Funktion zugeführt werden: der freie Raum zwischen den Türmen sollte zur Bühne für Performances verschiedener Künstlerinnen und Künstler werden, die „Suchscheinwerfer" der Beleuchtung dienen.
La Zona und The Prison
„La Zona" mit dem Graffiti „The Prison"
von den Orticanoodels
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Letztendlich wurde diese Zone dann doch schon am Eröffnungsabend genutzt. Die anfangs erwähnte Wand aus Plastikbändern war Bestandteil der Performance „Born to fall" der Formation Studio Trickster. Die Streetart-Gruppe Orticanoodels begann mit ihrer Graffiti-Performance „The Prison". Die Wachtürme wurden in Anlehnung an die Graffitis an der Berliner Mauer verziert. Zusätzlich weckte das Thema der Bilder  Assoziationen an die Situation des Eingesperrtseins. Parallel dazu war die Soundinstallation „Grenzland" von Schiller/Wendt in Zusammenarbeit mit Blistersound zu hören bzw. zu begehen. In den Türmen angebrachte Lautsprecher beschallten den Zwischenraum mit Interviews von Flüchtlingen, die die DDR über Ungarn verlassen hatten. Passende Geräusche untermalten die Berichte. Beim Hin- und Hergehen zwischen den Türmen wurde die dramatische Fluchtsituation sehr anschaulich.
Auch an den folgenden Abenden, vom 11. bis zum 14. November 2009, diente die Zone zwischen den Türmen als Bühne für Performances und Photo- bzw. Videoprojektionen. Die meisten bearbeiteten Themen kreisten um die Berliner Mauer und deren Fall. Einzelne  Künstlerinnen und Künstler präsentierten jedoch auch andere Arbeiten wie beispielsweise die Snapshots, die sich dem Erdbeben in den Abruzzen auseinandersetzten.
Die Kuratoren hatten der Künstlergruppe FEHLSTELLE im Vorfeld auch verschiedene Ortsvorschläge in der Nähe der MiCamera-Galerie gemacht. Doch fiel die Wahl sehr schnell auf die Cavalcavia Bussa, so Thomas Neumann, die die Schneise überbrückt, die Gleise zwischen zwei Viertel der Stadt schlagen. Die Verbindung wird hauptsächlich von Fußgängern und Radfahrern genutzt, da der Autoverkehr nur per Einbahnstraße fließt. Der Parkplatz mitten auf der Überführung war als Aktionsfläche sehr geeignet. Thyra Schmidt bestätigt die starke Anziehung des Ortes auf die Mitglieder der FEHLSTELLE, da die Schneise der Gleise einerseits das Trennende betont, die Brücke andererseits als Methapher des Verbindenden steht. Ein Ort also, der sich thematisch gut in den Kontext des Berliner Mauerfalls einbettet. Und der Bezug zur Umgebung ist ein weiteres wichtiges Merkmal der Arbeit von FEHLSTELLE. Darüber hinaus verweisst der flüchtige Charkter, das Ephemere ihrer Installation im öffentlichen Raum wiederum auf den kurzen historischen Moment vor zwanzig Jahren.
FEHLSTELLE
FEHLSTELLE
mit Alessandra Cosi (vorne)
Thyra Schmidt, Barbara Hilski, Johannes Döring, Thomas Neumann, Juergen Staack (v.l.)
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Text:  Astrid Gallinat (8. Februar 2010)


Photos:

1 © FEHLSTELLE

2 © Astrid Gallinat

3 © Eric Davanzo


©  2010 ARTIFICIALIS
Studio Trickster: "Born to fall"2
Studio Trickster
Snapshots
Diese offene Mischung aus politischem Hintergrund, einer künstlerischen skulpturalen Form und sozialer Verquickung ist eine der Qualitäten der Arbeit von FEHLSTELLE seit ihrer Gründung im Jahr 2003. Gleichzeitig dienten die Installation häufig als Projektionsfläche für andere, erläutert Barbara Hilski. Viele Künstlerinnen und Künstler kamen von der „Accademia di Belle Arti di Brera" in Mailand, erklärt Alessandra Cosi.
Snapshots:
"Istantanee dal sisma d'Abruzzo"
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Yael Moshe: Video3
2 Fotoeditionen:

"FEHLSTELLE - La Zona"








Die Fotoeditionen zeigen die Installation in ihrer skulpturalen Form.

weitere Informationen:

http://www.fehlstelle.de
Edition